Von Julian Kaiser
Ach Mensch, da ist es passiert. Als Gerda Tim die Rose fürs Finale geben will, stockt er. Ist sie die Richtige für ihn? Er zweifelt und das kann ich – als „Bachelorette“-Experte – total verstehen. Manchmal muss man eben noch mal alles überdenken und das muss einfach mal gesagt werden! Mein Kollege Daniel Kindinger kann Tims Verhalten und sein Auftreten bei „Die Bachelorette“ hingegen so gar nicht nachvollziehen.
Bachelorette-Kandidat Tim ist Polizist und genau das ist der Punkt
Tims Auftritt in der vorletzten „Nacht der Rosen“ hat eine Menge Unverständnis ausgelöst, doch seien wir ehrlich, Tim Stammberger ist weder Content Creator noch Bananenkuchenbäcker. Tim Stammberger ist Polizist.
Klar, wer wie Gerda Lewis (26) omnipräsent und extrovertiert influencet, der hat natürlich auch keine Hemmungen, vor ständig laufenden Kameras den Partner fürs Leben zu suchen. Immerhin knutscht sie die potenziellen Anwärter auch vor einem Team aus Schaulustigen ab. Aber in dieser feel-good-and-shiny-filter-Welt ist Tim nicht zu Hause. Er lächelt nicht Cocktail schlürfend oder Fitnesstee trinkend aus dem Infinity-Pool, sondern erklärt Grundschulkindern, wie sie einen Zebrastreifen überqueren müssen.
Tim muss zurückhaltend sein!
Damit die Mamas und Papas dieser Kinder ihm als Polizisten nach der Show noch mit dem nötigen Respekt begegnen, kann Tim ja gar nicht anders, als zurückhaltend und besonnen zu agieren. Er tritt hier auch nicht nur für sich selbst an, sondern stellvertretend für hunderttausende Polizisten in der ganzen Bundesrepublik. Als Polizist hat er auch eine gesellschaftliche Verantwortung.
Dass sich Tim nicht gleich verliebt, ist ein cleverer Move
Doch Tims Zurückhaltung ist auch noch aus einem anderen Grund clever, denn warum sollte er emotional gleich all-in gehen? Wie er selbst richtig bemerkt hat, gibt es ja nur einen Gewinner – und 19 Verlierer. Warum sich also Hals über Kopf in die Bachelorette verlieben? Um am Ende mit gebrochenem Herzen dazustehen, wenn möglicherweise Keno von Gerda die letzte Rose bekommt und dann wutentbrannt davonzustapfen wie einst Angelina Heger bei Bachelor Christian Tews? Oder völlig fassungslos nach Wörtern zu ringen wie Daniel Lott bei Bachelorette Nadine Klein?
Tim weiß es besser
Tim weiß genau: Je mehr Rosen er seiner Sammlung hinzufügt, desto stärker ist er emotional involviert. Die Chance zu gewinnen steigt zwar, aber mit ihr die Gefahr, tief verletzt zu werden. Nein, nein, lieber mit angezogener Handbremse fahren als mit Lachgas den Turbo zünden und am nächsten Betonpfeiler zerschellen.
Im Video: Tims Startschwierigkeiten bei Date mit Gerda Lewis
Macho-Gehabe adé: In Tim pulsiert der Feminismus
Bislang haben sich die Kandidaten, die vor der Bachelorette den Balztanz aufführen, sicherlich nicht durch wesentlich feministisches Gedankengut ausgezeichnet. Tim könnte da eine wohltuende Ausnahme sein. Vielleicht fällt es ihm gerade so leicht, sich zurückzunehmen und zurückhaltend zu agieren, weil er kein Problem damit hat, Gerda die Zügel zu überlassen. Wir befinden uns schließlich im 21. Jahrhundert. Warum sollte also nicht einmal die Frau die Initiative ergreifen? Sollten wir Macho-Gehabe und brüllend-auf-die-Brust-Getrommel nicht ohnehin längst überwunden haben? Tim lässt sich von Gerda zu Dates und Übernachtung einladen und das ist zeitgemäß! Danke für dieses tolle Beispiel, Tim.
Warum mein geschätzter Kollege Daniel Kindinger mir ganz und gar nicht zustimmt, lest ihr in seiner Gegenkolumne!
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